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Otto Pannewitz:

Diana Kiehl - Neue Welt


Das Ornament, das zu den ältesten Grundformen künstlerischen Ausdrucks des Menschen zählt, hat diesem nicht nur als schmückendes Element auf allen nur denkbaren Gegenständen, Bauwerken oder gar dem eigenen Körper gedient, sondern wurde darüber hinaus auch stets als Bezeichnendes, etwa als Unterscheidungszeichen bei Stämmen oder als magisches Schutzzeichen gebraucht. Dieser Zeichencharakter, jene hinweisende Funktion des Ornamentes ist neben seiner schmückenden, ästhetischen Komponente ein Wesensmerkmal seiner Erscheinung über alle Epochen und Kulturen hinweg geblieben. Selbstverständlich hat sich die der Unbegrenztheit der menschlichen Phantasie entsprungene Formensprache der Ornamentik gewandelt und erweitert, von der sprödsparsamen der Romanik etwa, über die überbordend beladene, wuchernde Ornamentik des Barock und Rokoko bis hin zur organisch-floral wuchernden Ornamentvielfalt beispielsweise des Jugendstils.

Nun sind Diana Kiehl sicherlich die ornamentalen und im positiven Sinn dekorativen Systeme geläufig, wie sie sie in den Gestaltungsprinzipien des Barock oder in den Hervorbringungen orientalischer oder asiatischer Kulturen ebenso entdecken konnte wie in anderen von ihr wahrgenommenen und erlebten Zusammenhängen. Sie wirken von Anfang an hinein in Diana Kiehls künstlerische Arbeit, in ihre Bilder. Aber auch die ornamentalen Produkte der uns naheliegenden Popkultur, insbesondere jene Zeichensetzungen der Comicwelt, die eine ganz eigene ornamentale Sprache bedeuten, sind anfänglich für Diana Kiehls künstlerische Arbeit relevant. Sie sind Anstoß und Ausgangspunkt für die Entwicklung von komplexen Farb-Formsystemen, die mit den ausgehenden 80er Jahren zu Bildern von großer Dichte, ausgewogener und dennoch spannungsgeladener Komposition und perfekter malerischer Ausführung gebracht werden. In scheinbar symmetrischer Anlage treffen in diesen frühen Bildern Diana Kiehls, beispielsweise in „Eingewinde" von 1989, organisch wuchernde, pflanzlich anmutende Ornament-Formen auf konstruktiv-architektonisch wirkende Formelemente. Die Vielfalt ihrer Erscheinung scheint ebenso unbegrenzt wie die Vielzahl der Raumebenen, auf denen sie sich bewegen, und ebenso unbegrenzt wie die Tiefe und die Weite des Raumes, den Diana Kiehl in pastellartig zurückhaltende Farbigkeit taucht, welche zugleich Formen im Licht aufleuchten lässt, aber auch in den Schatten stellt. Und die Formen selbst sind von gleicher Zurückhaltung in ihrer farbigen Erscheinung. Unentschieden bleibt schließlich auch bei der feinen geradezu zeichnerischen Strukturierung der „Farbflächen" und ihrem Miteinander-Verwobensein ob es sich nun um eine Einzelform, eine Fläche, eine Ebene, um Vordergrund oder Hintergrund handelt.

Die Illusion von tiefster, unendlich angefüllter Räumlichkeit in der Zweidimensionalität der Leinwand wird in jedem dieser Werke Diana Kiehls erzielt. Was immer wieder wechselt sind die Formen, der Grundklang der Farbigkeit von Heiter und Hell zu einem eher Bedecktsein, etwa im „Arkadien" von 1989. Diese Merkmale bleiben im Wesentlichen bis ca. 1993 bestimmend für Diana Kiehls Oeuvre.

Danach setzen allmählich Veränderungen in der Bildwelt der Künstlerin ein. Was bleibt ist die chaotisch anmutende Fülle der nach wie vor ornamentalen Farbformen, die die Bilder nahezu hermetisch erscheinen lassen. Doch ist dies nicht mehr die totale Hermetik der vorhergegangenen Arbeiten. Und wesentlicher noch ist die Veränderung der Komposition. Die vorher dominante Symmetrie, die sich auf den zweiten Blick als nur vermeintliche entpuppt hat, weicht einem Bildaufbau, der Schwerpunktsetzungen, dynamische Ausrichtungen im Formenkanon erfährt und der auch in den Formen selbst zu dynamischeren, bewegteren Erscheinungen gelangt. Diana Kiehls malerisches und zeichnerisches Repertoire, Linien, Punkte und Flächen verlieren in diesen Werken zum ersten Mal ihre perfekte Glätte der früheren Arbeiten, die bar jeglicher individueller Merkmale der Malstrukturen schienen. Der Pinselstrich erhält zunehmend den Charakter des Handschriftlichen zurück, das Kiehlsche Ornamentsystem erhält mehr und mehr individuelle Züge.

Die anfänglich perfekte Oberfläche der Erscheinungen bekommt Kratzer, Strukturen von ruppiger Qualität. Diana Kiehl beschreitet mit Werken wie „Kokon" von 1994 oder „Blaue Blume" von 1995 einen neuen Weg innerhalb ihres Systems. Die vormals kleinteilige Welt der Ornamentformen weicht einer Mischung aus nach wie vor kleinen „Lebewesen" von amöbenhafter, sternförmiger, spiralartiger, schlangenmäßiger, kristalliner Ausbildung, die von einem großen „Muttertier", einem „Raumschiff", einer Basisfigur angezogen werden, diese umgeben. In den jüngsten Werken Diana Kiehls, etwa in „Polar" von 1996, treffen sogar zwei große, sich in ihrer Erscheinung widersprechende Formen aufeinander: die sternförmig bewehrte, hart und verletzend erscheinende trifft auf eine wolkig weich sich gebende, nierenartig ausgebildete Form, die in sich den Fluss einer Schlange trägt. Größer können Kontraste kaum ausfallen. Eingebettet und umfangen werden beide von einem aus kleinteiligen Objekten gebauten Grund, auf dem die großen Formen zu schweben scheinen.

Eindeutiger als in den früheren Arbeiten scheinen die jüngsten Werke Diana Kiehls eine Verifizierbarkeit der Bildebenen zu erlauben. Und eindeutiger als bisher ist in den eher kleinerformatigen Arbeiten der jüngsten Zeit eine malerische Sicht der Kiehlschen Bildwelt zu konstatieren. Die Farbigkeit schließlich hat nun ihre volle Bandbreite von Hell und Dunkel in einer durchaus kräftig kontrastierenden Palette erreicht, im Gegensatz zu den Pastelltönen der frühen Werke.

Die jüngsten Werke Diana Kiehls spielen den gesamten Bereich ihrer künstlerischen Möglichkeiten aus, sowohl im Formen-, wie im Farbkanon, wie im kompositorischen Bereich. Doch ist Diana Kiehls Bildwelt kein Ergebnis einer rein malerischen Aufgabenstellung, der Untersuchung von Fläche, Farbe, Kompositionselementen und Raumwirkung im Zweidimensionalen der Leinwand oder des Papiers. Sie ist bei aller malerischen Aufgabenstellung der Entwurf einer eigenen Weltsicht, inhaltlich bedeutsam in der Hervorbringung von Formen, die einer makro- wie auch mikroskopischen Sicht entspringen könnten, dennoch eher Produkte eines phantasievollen Geistes sind.

Umso mehr sind Diana Kiehls ornamentale Systeme oder systematisierten Ornamente Ausdruck einer Realitätssicht, die einer rein funktionalistischen Betrachtungsweise heutiger Provenienz die sinnliche Bildwelt dekorativ-ornamentaler Schönheit entgegensetzt, und in ihr dennoch unsere Realität benennt: vielschichtig, in geradezu unbegrenzter Formenvielfalt und -gestalt, von mitunter beängstigender Perfektion in Form und Ausführung, verlockend, faszinierend und reizend zugleich. Gerade in den jüngsten Arbeiten Diana Kiehls aber avancieren die großen Formen zu jenen Ornamenten, die Hinweisfunktion, jenen Zeichencharakter zu besitzen scheinen, der sie zum Träger bedeutsamer Informationen, sie zu Symbolen längst versunkener Kontinente und längst vergangener Zeiten oder zu solchen noch kommender Ereignisse werden lässt. Und so findet selbst die „Schwarze Sarah" von St. Marie de la mer in der Bildwelt von Diana Kiehl ihre angemessene Form, wie auch ihren angemessenen Platz, in einer Bildwelt, die außerhalb des Gewohnten zu Abenteuern einlädt.
                                                                                                                                                  

Dr. Tilman Osterwold:

Diana Kiehl: »... ihr eigenes Alphabet schaffen«


Für sich sein eigenes Alphabet schaffen - ein ungewöhnlicher, pragmatisch eher unbrauchbarer, ein künstlerisch aber äußerst ergiebiger Vorgang – ihre Zeichen, die Zeichensprachen ihrer Gestaltungen, setzen ein bildnerisches Alphabet als Repertoire zusammen, dessen Formen und Formeln inhaltlich weitreichende Assoziationen erwecken. Hierin liegt ein substantieller Vorgang, da die Künstlerin sich eine Ausdruckssprache aneignet, die nicht von künstlichen, formalistischen Attitüden lebt, sondern von den alltäglichen Sprach- und Denkformen.

Sie begibt sich in ein quasi anfängliches Stadium, mit dem sie in ihre gestalterische Welt einführt. Ihre Bilder stehen für die eigenen freien Räume, in denen sich künstlerisches Gedankengut bewegen kann.

Wie bewegen? In Offenheit, in ausgreifender und zugleich  disziplinierter (Un-)0rdnung. Diana Kiehls Bilder wirken wie Panoramen und Kartographien der eigenen Sprachbilder. Linien, Züge, Punkte, Farben, Flächen, Geometrien, Räume fügen mosaikartig eine »Bild-Welt-Bild« zusammen, dessen kompositorische Ordnung - bis jetzt in der Tendenz gesteigert  -  nach  symmetrischen Konzeptionen geformt ist. Deren dekorativ anmutende, ornamental getragene Musterhaftigkeit systematisiert und diszipliniert ein Formenspiel, ein formales Innen- und Außenleben, das aus den Bildgrenzen hinausdrängt. Die Bilder scheinen zu schweben und zu schwingen, die Richtungen und Ebenen durchkreuzen, durchdringen sich zu waghalsigen, endlosen, kosmisch- und dennoch erdboden orientierten, schungelartigen Phänomenen.
                                                                                                                                                  
Dr. Barbara Stark:

Leben der Formen - Zauber der Zeichen

„Blaue Blume" - so lautet der Titel eines der jüngst entstandenen Gemälde von Diana Kiehl. Auffallend, wie in nahezu allen Bildern, die die Künstlerin seit 1988 geschaffen hat, ist auch in diesem Fall der ornamentale Charakter, der als formales Merkmal hervorsticht. Auf braunem Grund entfaltet sich eine Fülle einander teilweise überlagernder Stern- und Stäbchenformen, ihrerseits wieder überdeckt von einem vom unteren zum oberen Bildrand aufstrebenden distelartigen Gebilde. Die Komposition wird durch die natürliche und rahmenlose Fläche des Bildes begrenzt, scheint aber zugleich mit sanftem Nachdruck darüber hinausdrängen zu wollen. Unübersehbar ist die offensichtliche Hierarchie der Formen; sie überlagern sich nach einer unsichtbar vorgegebenen Ordnung im Bildraum, erschließen ihn somit gleichsam in der Tiefe, ohne aber selbst - merkwürdig genug - den Eindruck plastischer Körperlichkeit zu erzeugen.

Diana Kiehls Werke stellen eine eigene Welt dar, sie formieren sich zu einem geschlossenen System, in dem Formen zu Zeichen mutieren, die ihrerseits wiederum eine eigene Semantik hervorzubringen scheinen. Farben, Flächen, Punkte und Linien schließen sich in den Bildern der Künstlerin zu einem mehrschichtigen Gitterwerk zusammen, in welchem jedes Teil, einer inneren Logik gehorchend, die Aufgabe hat, zu verbinden, zu rahmen, füllen. Oszillierend zwischen Ruhe und Unruhe, zwischen Schweben und Schwingen, zwischen Stabilität und Labilität lassen sie die Projektionsfläche zu einem Kraftfeld werden, in dem sich Richtungen und Ebenen durchkreuzen, durchdringen und alles einem stetigen Wandel unterworfen scheint.

Diese Bilder betreiben ein doppeltes Spiel. Einerseits suchen sie die Auseinandersetzung mit der Tiefe des Bildraums und beziehen sich doch andererseits ganz bewußt auf die zweidimensionale Fläche. Letzteres geschieht mittels der Verwendung einer dekorartigen Ornamentation, die jedoch weit davon entfernt ist, nur schmückendes Muster zu sein und ebensowenig beabsichtigt, bewußte Anklänge an Gegenständliches evozieren zu wollen.

Tatsächlich rechnen Diana Kiehls formbildende Phantasien zum Bereich der Abstraktion, wobei die Künstlerin die alte Feindschaft zwischen den Bereichen Dekoration und Abstraktion zwar nicht übersieht, jedoch beides zu einer Synthese zu führen sucht. Diesbezüglich unbeeindruckt von kunst- und kulturgeschichtlichen Diskussionen gilt ihr primäres Interesse der gestalterischen Auseinandersetzung mit den vorgegebenen Problemstellungen der (Mal-)Fläche, des Bildraumes, der innerbildlichen Wahrnehmung, kurzum der Ergründung der Stellung des Gemäldes zwischen Gestalt und Wesenhaftigkeit.

Was, oberflächlich betrachtet, als Dekor oder Ornament anmutet, stellt sich in Wahrheit als das künstlerische Eindringen in eine andere Welt, eine andere Dimension der Wirklichkeit dar. Diana Kiehls Werke sind dem Blick
durch ein Mikroskop oder Fernrohr vergleichbar: in beiden Fällen werden uns Bilder vor Augen geführt, die natürlicher Teil der Realität sind, aufgrund ihres mit bloßem Auge nicht sichtbaren Wesens aber unwirklich und phantastisch erscheinen. Diana Kiehls Gemälde und Graphiken entwerfen einen Kosmos parallel zur Wirklichkeit und sie bedienen sich einer Zeichensprache, die die Qualität eines „eigenen Alphabets" besitzt. Diese individuellen Formzeichen unterwerfen sich nicht dem gesellschaftlichen Verabredungscharakter und sie entziehen sich auch einer literarischen Deutung, ohne freilich narrative Anklänge gänzlich vermeiden zu wollen. Das bildbestimmende Formvokabular bewegt sich im Spannungsfeld von Ornament und Symbol, es ist gleichzeitig Mittel zur formalen und rhythmischen Gliederung der Fläche und des Raumes wie darüber hinausweisendes chiffrenhaftes Potential.

So ist es denn naheliegend, daß Diana Kiehl fast allen ihren Arbeiten Titel gibt. Zunächst steht freilich beim Malen das Malen als Tun und das künstlerische Ringen um das Erzielen einer Kongruenz von Komposition und beabsichtigter Aussage im Vordergrund. Erst danach sucht die Künstlerin einen Terminus, einen Maßstab durch den Einbezug eines Aspektes aus der sichtbaren Welt, der den Brückenschlag zur Realität vollzieht und zugleich die emotionale wie rationale Annäherung an ihre Werke erleichtert.

1988 verbrachte Diana Kiehl mehrere Monate am Corner See. Dort beeindruckte sie nicht nur die reiche barocke Vergangenheit der Region, der sie in zahlreichen Kirchen, Schlössern und Klöstern nachspürte, sondern vor allem die seltsame Beschaffenheit des Lichtes, das, vom See reflektiert, den Dingen eine neue, bisher ungeahnte Qualität verlieh. Dieser zweifache Eindruck sollte sich als künstlerisch bedeutsam erweisen. Transformiert und der eigenen Bildidee anverwandelt begannen von nun an die Formensprachen von Barock und Rokoko in den Arbeiten Diana Kiehls aufzuscheinen. In ihrem Streben, das zweifache Raumerlebnis malerisch zu überwinden, ohne jedoch auf den Einbezug des Gegenständlichen und damit auf das Prinzip der Perspektive zurückgreifen zu müssen, entdeckte die Künstlerin zugleich das Licht als Mittel der Bildgliederung.
 
Das Licht im Gemälde skandiert Intervalle, die einen Rhythmus von Körper und Raum auf der Bildfläche schaffen, es ordnet die Malebene, es vermag sie zu durchdringen, zu entmaterialisieren. Diese poetische Qualität des Lichtes im Bild und der metaphysische Klang, den es diesem vermittelt, tritt in dem Gemälde „Erscheinung" besonders eindrücklich hervor. Das bildbeherrschende Element in Gestalt eines an eine liegende Acht erinnernden Gebildes strahlt durch die angesetzten „Arme" nach allen Richtungen aus, scheint seinerseits aber mittels des sensitiven Einbezugs der Farbe von einer silbrig-weißen Helligkeit durchdrungen, die den Eindruck des Festgefügten aufhebt, den Raum des Bildes in Schwingung und leises Klingen versetzt und den Blick auf Tieferliegendes, auf eine Welt hinter der Welt, freigibt. Vergleichbar der meditativen, zu innerer Ruhe und Sammlung führenden Wirkung, die sich bei konzentrierter Betrachtung eines Mandalas einstellt, vermögen auch Diana Kiehls Gemälde den Betrachter in Bann zu ziehen. Indem die Künstlerin die Farbe glatt und unter sorgfältiger Vermeidung jedes offensichtlichen gestischen Duktus aufträgt, lenkt sie das Augenmerk auf das Wechselspiel von Licht und Farbe, däs in Verbindung mit der Fülle der Bildelemente und dem komplizierten Prinzip ihrer formalen und koloristischen Schichtung, Überlagerung und Durchdringung fasziniert. Die bis 1991 entstandenen großformatigen Gemälde könnten aus diesem Grund manchmal geradezu berauschend wirken, weil ihr diszipliniertes Chaos transzendierende Tendenzen zeigt, Tendenzen, das betrachtende Gegenüber mitzunehmen, zu entpersönlichen, verführerisch ins Bild hineinzuziehen.

Diana Kiehls jüngere und kleinformatige Arbeiten suchen eine solche suggestive Wirkung zu vermeiden – und bestechen statt dessen aufgrund ihrer lyrischen Erscheinung. Kennzeichnete die älteren Gemälde sowohl ein strenger symmetrischer Aufbau als auch die Dominanz unkörperlich wirkender Pastellfarben, so fallen die Kleinformate durch das vorsichtige Abrücken vom spiegelbildlichen Gleichmaß und durch die Hinwendung zu einem kräftigeren und damit form- und flächenbetonenden Kolorit auf. Aufgrund ihrer verkleinerten Abmessung vermögen diese Bilder eine andere, eine unmittelbarer wirkende, eine sinnlichere und - damit zugleich auch eine humanere - Dimension zu erschließen. Sie eröffnen den Zugang zu einer Welt, wo Formen nicht nur als strukturierendes Element dienen, sondern darüber hinaus zum bedeutungsvollen Träger der bildimmanenten Poetik avancieren. Sie sind es, die als Chiffren - freilich abseits jeder okkulten Mystik - die Oberfläche des Gemäldes zu öffnen verstehen. Zu öffnen für den Blick in eine Welt jenseits der Malerei und der Endlichkeit.